„Steiners Doku fokussiert auf fünf Personen, die einfach nicht in die moderne Welt passen. Ein Festival-Juwel, das seinen Gegenstand mit einer Würde behandelt, die sich jeglicher Form von Werturteil enthält, und mit einer poetischen Sensibilität, die es unter die bemerkenswertesten cineastischen Entdeckungen des heurigen Jahres einreiht.” Variety
Kinostart in Österreich: 15.04.2016
Regie: Nicolas Steiner
Mit: Edward "Lalo the Godfather" Cardenas, Cynthia "Cindy" Goodwin, Richard "Rick" F. Ethredge, April Davis u.a.
Buch und Regie: Nicolas Steiner. Kamera: Markus Nestroy. Musik: Paradox Paradise, Jan Miserre, John G¸rtler. Schweiz / Deutschland / USA 2015. 118 Minuten. 1:2,35. DCP. Farbe. DCP. Dolby 5.1. Englisch. Deutsche Fassung / Originalfassung mit deutschen Untertiteln.
Vom Mars auf die Erde und unter ihre Oberfläche: Regisseur Nicolas Steiner nimmt die Zuschauer mit auf eine raue Achterbahnfahrt mit Überlebenskünstlern in einer Welt voller Herausforderungen und Schönheit. Rick & Cindy leben ebenso wie der crystal-meth-süchtige Lalo in den Flutkanälen tief unter den funkelnden Straßen von Las Vegas, Dave in einem verlassenen Bunker im ausgetrockneten Niemandsland und April und ihre Freunde von der Mars Society in der steinigen Wüste Utahs. In diesen Welten begegnen wir Seelen, die uns verwandter sind, als wir es zunächst vermuten.
Nicolas Steiner über „Above and Below”: In „Above and Below” habe ich mich auf die Suche nach Helden in eher ungewohnten Lebensräumen gemacht - Zufluchtsorte und Schutzgemache. Es ging um das Oben und Unten. Um hell und dunkel. Da herrscht die Sonne und schmilzt alles unter ihr. Dort herrscht die Dunkelheit, die ein schützendes Dach bildet – Ein vorsichtiger Versuch eines Rück- und Vorausblicks, wie der Mensch existiert, atmet und sich anpasst. Vom zu erobernden All in den abgerissenen Militärbunker und schlussendlich gestrandet in den Katakomben der vom Menschen erschaffenen paradiesischen Glitzer- und Glamourhülle: Ein dreijähriger Trip, den ich mit April, David, Rick & Cindy, Lalo, dem „Paten” und einem unersetzlichen Team erleben durfte.
Vom Mars. Zur Erde. Unter die Oberfläche - dieses Konzept kristallisierte sich in meiner Recherche sehr bald heraus. Auf der Suche nach möglichen Protagonisten bin ich auf drei Begriffe gestoßen, die mich bereits für eine analoge Fotoserie während meines Studienaufenthaltes in Kalifornien, beschäftigten: Cowboys, Ghosts and Aliens. Nicht direkt verbaliter, sondern in ihrer gedanklichen Übersetzung. Vermutlich aus Sicht eines Auswärtigen und Fremden, vielleicht auch als amerikanische Selbstwahrnehmung, die sich entweder in die Vergangenheit zu den Cowboys, oder die Zukunft zu den Aliens orientiert. Dazwischen hängen die Ghosts - eine denkbare Metapher für eine gewisse Orientierungslosigkeit dieses großen, faszinierenden Landes, dessen Gesellschaftsschere sich kontinuierlich weiter öffnet. Ich fühlte mich von Beginn weg angezogen und irritiert, dadurch ergab sich ein fruchtbares Spannungsfeld für diesen Film.
Obwohl ich in der I-Phone und Stream Generation lebe und aufwuchs, sehe ich die Stärken dieses Projekts in einem Glauben an das gute alte Kinoerlebnis. Ich habe versucht, weder einen belehrenden Endzeit-Dokumentarfilm-Thriller, noch eine sozialkritische Dokumentarfilmstudie über Obdachlose in den USA zu machen. Da wollte ich nicht hin. Trotz aller Tragik halte ich am lebensbejahenden Inhalt und guten Antrieb des Menschen fest.
Nicolas Steiner, geb. 1984 ist in einem kleinen Dorf im Schweizer Kanton Wallis aufgewachsen. Als Gymnasiast spielte er in mehreren Schweizer Spielfilmen mit. 2005/06 besucht er das European Film College in Dänemark und studiert danach für ein Jahr an der Universität Zürich Ethnologie und Filmwissenschaft. Ab 2007 lernt er das Regie-Handwerk an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Sein erfolgreichster Kurzfilm „Ich bin´s Helmut” wurde an über 240 Festivals in allen fünf Kontinenten der Welt gezeigt und erhielt 42 Preise und lobende Erwähnungen. Above and Below ist seine Regie-Diplomarbeit an der Filmakademie Baden-Württemberg und zugleich sein Debütfilm.
Millenium Award, Docsagainstgravity, Warschau
FPRESCI-Preis, Message to Man, St. Petersburg
Zürcher Filmpreis 2015
Deutscher Dokumentarfilmmusikpreis
Bester Dokumentarfilm, Youth Audience Award, Anuu-ru aboro-Filmfestival