„Ein starker Debütfilm, der ohne Beschönigung die Ungerechtigkeiten einer komplexen und paradoxen Gesellschaft ins Visier nimmt.” Cineuropa


Kinostart in Österreich: 10.06.2016

Regie: Esen Isik

Mit: Baris Atay, Bekir Sevenkan, Beren Tuna, Cemal Toktas, Hakan Karsak, Oguzhan Sancar, Salih Bademci, Cagla Akalin. Regie und Buch: Esen Isik. Kamera: Gabriel Sandru. Musik: Marcel Vaid. Schweiz/Türkei 2015. 94 Minuten. 1:1,85. Farbe. DCP. Türkisch. Deutsche Fassung / Originalfassung mit deutschen Untertiteln.

 

 

Ein gewöhnlicher Tag in Istanbul. Der zehnjährige Cemo verkauft auf der Straße Papiertaschentücher, um seine Familie zu unterstützen. Auf seinen Streifzügen beobachtet er in einem besseren Viertel ein gleichaltriges Mädchen, in das er sich verliebt. Kann er mit seinem Geschenk, einem jungen Hund, ihr Herz erobern? 
Hayat wird von ihrem Ehemann terrorisiert. Als ihr ehemaliger Verlobter in die Stadt kommt, verabreden sie sich zu einem heimlichen Treffen am Hafen. Gefangen in ihrer Rolle als Ehefrau, kann sie sich ihm jedoch nicht öffnen. Wird sie es schaffen, sich von ihrem gewalttätigen Ehemann zu lösen?
Die transsexuelle Ebru muss sich prostituieren, um über die Runden zu kommen. Sie führt eine heimliche Beziehung mit einem gut situierten Apotheker, der sich aber nicht öffentlich zu ihr bekennen will. Wird es ihr gelingen, seine Bedenken zu zerstreuen? 
Authentisch und mit einem aufmerksamen Blick für die Poesie des Alltags erzählt „Köpek” (türkisch für „Hund”) so zärtliche wie erschütternde Geschichten über Liebe, Tod und die türkische Gesellschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts. „Köpek” ist das Langfilmdebüt der türkischstämmigen Regisseurin Esen Isik, die schon zweimal mit Kurzfilmen den Schweizer Filmpreis gewonnen hat.

Esen Isik, geb. 1969 in Istanbul, besucht dort das Gymnasium. Sie besteht die Aufnahmeprüfung an die Filmakademie, wird aber beim Verteilen von Flugblättern verhaftet und für ein halbes Jahr ins Gefängnis gesteckt. Der Prozess gegen sie endet 1995 mit einem Freispruch. Als Verlobte eines Türken mit Niederlassungsbewilligung kann sie 1990 in die Schweiz einreisen. Als die Ehe zwei Jahre später geschieden wird, muss sie das Land verlassen. Sie legt Berufung ein, denn sie hat die Aufnahmeprüfungen für die Filmklasse der Zürcher Hochschule der Künste bestanden und will in der Schweiz bleiben. Ihr Rekurs wird abgelehnt, doch die Schule hält zu ihr, und sie studiert als Illegale weiter. Ihre Erfahrung verdichtet sie in ihrem Diplomfilm „Sich zum Sterben hinlegen”, der als die beste Diplomarbeit des Jahrgangs ausgezeichnet wurde und den Nachwuchspreis der Kulturstiftung Suissimage erhielt. Der Film handelt von der Verletzbarkeit von ausländischen Frauen, denen bei einer Trennung automatisch die Abschiebung droht. Der Film wird im Parlament gezeigt und trägt zu einer Gesetzesänderung zum Schutz der Frauen bei.

1999 entstand „Babami Hirsizlar Caldi”, mit dem sie den Schweizer Kurzfilmpreis gewann. 2002 wurde „Reise ohne Rückkehr” mit dem Zürcher Filmpreis ausgezeichnet, für „Du & Ich” erhielt sie 2012 erneut den Schweizer Kurzfilmpreis. Ihr Spielfilmdebüt „Köpek” widmet Esen Isik der italienischen Künstlerin Pippa Bacca. Diese unternahm 2008 im weiflen Hochzeitskleid einen Friedensmarsch von Rom nach Palästina. In Istanbul wurde sie vergewaltigt und umgebracht. Durchschnittlich werden in der 17-Millionen-Metropole jeden Tag zwei Frauen getötet, oftmals von ihren Ehemännern und vielfach, ohne dass die Täter verfolgt oder bestraft werden. Aus der ursprünglichen Absicht, die Geschichte von Pippa Bacca zu erzählen, ist die Idee entstanden, einen Film über Unrecht und Gewalt zu machen.